Bernstein

Bernstein bezeichnet den seit Jahrtausenden bekannten und insbesondere im Ostseeraum weit verbreiteten klaren bis undurchsichtigen gelben Schmuckstein aus fossilem Harz. Der älteste bekannte Bernstein stammt aus etwa 310 Millionen Jahre alten Steinkohlen.
Bereits seit vorgeschichtlichen Zeiten wird Bernstein als Schmuck und für Kunstgegenstände genutzt. Aus Nordfriesland sind Anhänger und Perlen aus Baltischem Bernstein bekannt, deren Alter auf rund 12.000 Jahre datiert wurde. In der Eisenzeit gewann Bernstein durch die Wertschätzung der Phönizier, Griechen, Skythen, Ägypter, Balten und Slawen als „Tränen der Sonne“ beziehungsweise „Tränen oder Harn der Götter“ wieder an Bedeutung. Er hatte große Bedeutung in Sonnenkulten, da er aufgrund von Unebenheiten und Rissen von innen zu leuchten scheint.
Die Griechen und die Römer schätzten den Bernstein als Edelstein, den sie als Tauschmittel für Luxusgüter aller Art nutzten. Im Alten Rom trieb nicht nur der Kaiser, sondern auch das Volk mit dem Bernstein einen verschwenderischen Luxus. Man trank aus Bernsteingefäßen, er zierte alles, was von Wert war, und wohlhabende Frauen färbten ihr Haar bernsteinfarben.
Im Mittelalter und für katholische Gebiete auch danach wurde der Bernstein hauptsächlich zur Herstellung von Rosenkranz-Gebetsketten genutzt.
In der Neuzeit wurde Bernstein nach alter Tradition zu Schmuck verarbeitet und auch für Schatullen, Spielsteine und -bretter, Intarsien, Pfeifenmundstücke und andere repräsentative Sachen verwendet. Der preußische Hof gab hunderte von Bernsteinkunstgegenständen in Auftrag, vor allem Pokale, Dosen, Konfektschalen und Degengriffe, die als Hochzeits- und Diplomatengeschenke in viele Kunstsammlungen europäischer Fürsten- und Herrscherhäuser gelangten. Zum Beginn des 17. Jahrhunderts wurde mit der Konstruktion von Bernsteinobjekten auf Holzrahmen begonnen. Die Bernsteinplättchen wurden hierbei oft mit Blattgold hinterlegt um die hineingeschnitzten Reliefs zu betonen. Farben und Kontraste der Bernsteine wurden so ausgewählt, dass schöne mosaikhafte Effekte entstanden. Im 18. Jahrhundert kam das Sammeln von Bernsteinobjekten in Kuriositätenkammern in Mode, was nochmal zur Steigerung dessen Prestige führte. Das berühmteste aus Bernstein gefertigte Kunstobjekt dieser Zeit war das Bernsteinzimmer, welches der preußische König Friedrich I. für sein Charlottenburger Schloss in Berlin fertigen ließ, das 1712 fertiggestellt wurde. 1716 verschenkte sein Sohn das Zimmer an den russischen Zaren Peter I. Später wurde es in den Katharinenpalast bei St. Petersburg eingebaut, im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen geraubt und nach Königsberg gebracht. Seit 1945 ist es verschollen.
Dem Bernstein werden eine ganze Menge Heilkräfte nachgesagt: Die Menschen der Vorzeit und des Altertums fanden für die außergewöhnlichen Eigenschaften des Bernsteins keine einleuchtende Erklärung. Deshalb wurde Bernstein damals zur Dämonenabwehr als Apotropaion (magischer Gegenstand oder Schutzamulett) am Körper getragen. Später kamen Formgebung und Verzierung hinzu, die zunächst figurative Darstellungen waren, durch die Heilkräfte und Schutzzauber des Bernsteins verstärkt und kanalisiert werden sollten. So entstand der erste Bernstein-Schmuck.

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